Auswirkungen des Cannabiskonsums auf den Schlaf

Zum 1. April 2024 wird Cannabis in Deutschland legalisiert, was eine umfangreiche Diskussion über seine potenziellen Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche ausgelöst hat. Ein besonders interessantes Thema ist dabei der Einfluss auf die Schlafqualität und -quantität. Der nachfolgende Blog basiert im Wesentlichen auf den Ergebnissen des Reviews von Kaul et al. aus dem Jahr 2021.

Wenn es um Cannabis geht, sind zwei Begriffe unumgänglich – THC und CBD. Beide sind Bestandteile der Cannabispflanze und gehören zur Familie der Cannabinoide. Sowohl THC (Tetrahydrocannabinol) als auch CBD (Cannabidiol) haben therapeutische Anwendungen bei verschiedenen Erkrankungen und Symptomen. Gerade CBD-Produkte erfreuen sich großer Beliebtheit im Markt der „Schlafoptimierung“, obwohl die Wirksamkeit nicht eindeutig belegt ist. Dennoch unterscheiden sich diese Cannabinoide aufgrund ihrer chemischen Struktur erheblich in ihrer Wirkungsweise. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass THC psychoaktiv wirkt und zu einem „high“ führt, während CBD nicht berauschend wirkt. Beim Konsum der Cannabispflanze, typischerweise durch Rauchen, werden sowohl CBD als auch THC aufgenommen, wobei sich ihre Konzentration je nach Sorte der Pflanze unterscheiden kann.

Gerade aus Sicht der Schlafgesundheit sind die Auswirkungen der Cannabinoide, welche auf das Endocannabinoid-System wirken, von besonderer Bedeutung, da dieses System an der Regulation des zirkadianen Schlaf-Wach-Zyklus beteiligt ist.

Kurzfristiger Konsum:

Studien haben gezeigt, dass der kurzfristige oder zeitlich begrenzter Konsum von Cannabis therapeutische Wirkungen auf den Schlaf haben kann. Dazu gehören eine erhöhte Gesamtschlafdauer (TST), eine verkürzte Einschlaflatenz (SOL), eine Zunahme der Tiefschlafphasen (SWS) und eine Verringerung der REM-Schlafphasen. Darüber hinaus sind geringere Weckreaktionen nach dem Einschlafen (WASO) zu beobachten, was zu einer insgesamt höheren Schlafqualität führen kann.

Langfristiger Konsum:

Bei dauerhaftem und regelmäßigem Cannabiskonsum kann sich jedoch eine Gewöhnung an die schlaffördernde Wirkung entwickeln. Dies kann das Risiko einer Abhängigkeit erhöhen. Langfristig gesehen kann der Cannabiskonsum aber zu einer Verringerung der Gesamtschlafdauer (TST) und des Tiefschlafs (SWS) führen, während sich die Einschlaflatenz (SOL) erhöht. Es wurde außerdem festgestellt, dass sich das Aufwachen nach dem Einschlafen (WASO) häuft. Die Auswirkungen auf die REM-Phasen sind in der Literatur uneinheitlich beschrieben.

Cannabisentzug:

Wie bei jeder Form von Suchtmitteln besteht auch beim Cannabiskonsum die Gefahr einer Abhängigkeit. Etwa 9 von 10 Cannabisabhängigen erleben nicht nur psychische, sondern auch körperliche Entzugserscheinungen. Schlafprobleme gehören dabei zu den häufigsten Symptomen und führen besonders oft zu einem Rückfall. Studien zeigen, dass dies ebenfalls mit einer geringeren Gesamtschlafdauer, einer schlechteren Schlafeffizienz, einer Reduzierung des Tiefschlafs (SWS) und REM-Schlafs, sowie einer Zunahme des Aufwachens nach dem Einschlafen (WASO), einer längeren Einschlaflatenz (SOL) und mehr periodischen Bewegungen der Gliedmaßen einhergeht. Während des Cannabisentzugs treten nicht nur Schlafstörungen, sondern auch lebhafte Träume auf, die bis zu 45 Tage lang anhalten können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein kurzfristiger Cannabiskonsum laut aktueller Studienlage durchaus einige positive Auswirkungen auf die Schlafqualität haben kann. Bei einem dauerhaften und unkontrollierten Konsum kann jedoch eine veränderte Schlafarchitektur und eine verringerte Schlafqualität als mögliche Nebenwirkung aufgrund der „Gewöhnungseffekte“ auftreten. Zusätzlich sollte die hohe Rückfallquote und die Nebenwirkungen nach dem Absetzen berücksichtigt werden. Die Stärke der Auswirkungen von Cannabiskonsum auf den Schlaf ist individuell variabel und hängen von Faktoren wie Dosierung, Cannabissorte, Konsumhäufigkeit und individuellen Unterschieden ab.

Angesichts der bevorstehenden Cannabislegalisierung ab dem 1. April 2024 könnte der kurzfristige Einsatz durchaus in Erwägung gezogen werden, um eine verbesserte Schlafqualität oder eine Linderung von Symptomen bei bestimmten Schlafstörungen zu erreichen. Es sollte dennoch beachtet werden, dass es sich um eine Droge handelt und eine bewusste und maßvolle Nutzung wichtig ist.

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