Snus im Leistungssport: Chancen, Risiken und Mythen

Leistungssportler suchen ständig nach neuen Wegen, um ihre Grenzen zu verschieben – sei es durch intensiveres Training, spezialisierte Ernährung oder innovative Regenerationsmethoden. Ein zunehmend kontroverses Thema ist Snus, ein in Skandinavien beliebtes, rauchfreies Tabakprodukt. Trotz bekannter Gesundheitsrisiken gewinnt Snus bei einigen Athleten und Athletinnen an Beliebtheit. Doch welche Effekte und Risiken sind mit Snus tatsächlich verbunden? Dieser Artikel beleuchtet die wissenschaftlichen Hintergründe.

Was ist Snus und warum ist es unter Sportler beliebt?

Snus ist ein rauchfreier Tabak, der in kleinen Beuteln unter die Oberlippe gelegt wird. Da er im Gegensatz zu Zigaretten nicht verbrannt wird, setzt er keine teerhaltigen Schadstoffe frei, was ihn für manche als „gesündere“ Alternative erscheinen lässt. In Deutschland ist der Verkauf illegal, der Konsum jedoch erlaubt – viele beziehen Snus daher aus Nachbarländern oder online. Wichtig ist die Abgrenzung zu Nikotinbeuteln, die zwar ebenfalls Nikotin, aber keinen Tabak enthalten und legal erhältlich sind.

Der Reiz von Snus liegt für viele Sportler und Sportlerinnen in den stimulierenden Effekten des Nikotins, das einen schnellen Fokus- und Energieschub bewirken kann. Die möglichen leistungssteigernden Effekte haben die World Anti-Doping Agency (WADA) dazu veranlasst, Snus und ähnliche Nikotinprodukte in das Überwachungsprogramm aufzunehmen, mit der Option, sie bald auf die Dopingliste zu setzen.

Wissenschaftliche Einblicke: Snus und seine Wirkung auf Leistung und Gesundheit

Studien zeigen, dass Nikotin im Snus kurzzeitig kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und Feinmotorik verbessern kann. Diese Effekte sind besonders in Sportarten, die eine hohe mentale Schärfe erfordern, von Interesse. Eine Meta-Analyse bestätigt, dass Nikotin die kognitive Leistung bei Aufgaben zur Feinmotorik und zum Gedächtnis steigern kann. Auch die von Konsumenten berichtete beruhigende Wirkung des Nikotins könnte kurzfristig vor stressbedingten Leistungseinbußen schützen.

Ein weiterer relevanter Aspekt ist der Einfluss auf die aerobe Leistungsfähigkeit. Die Untersuchungen der WADA zeigen, dass Snus diese signifikant verbessern kann.

Gesundheitsrisiken und Schlafstörungen

Obwohl Snus als rauchfreie Alternative keine teerhaltigen Schadstoffe enthält, birgt es gesundheitliche Risiken. Der regelmäßige Konsum von Snus erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme und Abhängigkeit. Darüber hinaus kann Nikotin – besonders in hohen Dosen – den Schlaf negativ beeinflussen, was langfristig die Erholung und Leistungsfähigkeit mindern kann. Nikotinkonsum wird indirekt mit Schlafstörungen in Verbindung gebracht, was problematisch ist, da ausreichender und erholsamer Schlaf entscheidend für die Regeneration und das Leistungsniveau von Athleten und Athletinnen ist.

Fazit

Die Nutzung von Snus im Leistungssport bleibt ein zweischneidiges Schwert: Zwar kann es kurzfristige Leistungs- und Konzentrationssteigerungen bewirken, birgt jedoch Gesundheitsrisiken, wie Schlafstörungen und die Gefahr einer Nikotinabhängigkeit. Da Snus die sportliche Leistung beeinflussen könnte, wird es von der WADA streng beobachtet und könnte bald zu den verbotenen Substanzen im Leistungssport zählen. Sportler und Sportlerinnen sollten sich daher über die potenziellen Risiken im Klaren sein und alternative Wege zur Leistungssteigerung erwägen, die nicht ihre Gesundheit gefährden.

 

Quellen: Clarke, et al., 2019; Kasper & Close, 2021; Read, et al., 2023

Bildquelle: Abarons – stock.adobe.com

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